POLA
Parametrically Optimized Lightweight Acoustic Absorber
Das Forschungsprojekt POLA nach der Idee von Anke Eckardt umfasst die Entwicklung eines neuartigen, ortsspezifisch adaptierbaren Schallschutzsystemes für den unteren Mitten- und Bassfrequenzbereich für den Innen- und Außenraum in selbsttragender Leichtbauweise.
Zwei zunächst gegensätzlich wirkende Materialien werden miteinander verbunden – LUFT, ein schallübertra-gendes Medium und zugleich das Gasgemisch der Erdatmosphäre (1m3 = 1,293 kg) und (U)HPC - (Ultra) High Performance Concrete, ein leichter Beton mit filigraner Materialästhetik. Die Grundidee, auf der POLA aubaut, vereint Skulptur und Funktion.
Funktion
Das Forschungsprojekt POLA kombiniert für die Entwicklung des neuartigen Schallschutzsystems die Funktionalität von Helmholtz-Resonatoren mit einer Materialentwicklung im Bereich innovativen Betons. Die erforderliche Breitbandigkeit der Resonanzabsorber wird ohne zusätzliche Dämmstoffeinlagen mittels der akustischen Optimierung der Oberflächen textilbewehrten (U)HPC Betons erreicht. Die besondere Effektivität beruht dabei auf der neuartigen akustischen Makro-Mikro-Strukturierung des Systems. :
• Makro-Strukturierung Es werden mehrere Resonanzabsorber mit unterschiedlichen Resonanzfrequenzen parametrisch kombiniert, die sich durch bestimmte Breitbandigkeit überlagern und somit ein für den Lärmschutz notwendiges und effektives Breitbandspektrum bilden. Die das Bauteil konstituierenden Resonatoren bilden eine ortsbezogene Resonanzabsorberstruktur (=Makrostruktur) in Form eines unregelmäßigen Wabenmusters. Ihre Verteilung und Größe wird jeweils auf Basis von Messungen berechnet und mittels eines neuartigen Schalungssystems baulich umgesetzt. Die Wabenstruktur ist akustisch hochfunktionell und zugleich für die besonders kritische Belastung durch Druck-Sog-Windlasten sehr gut geeignet.
• Mikro-Strukturierung Die POLA-Strukturen werden aus einem neuartigen, akustisch optimierten offenporigen (U)HPC-Beton in Hinblick auf einen niedrigen Q-Faktor (Gütefaktor) für hohe akustische Breitbandigkeit hergestellt. (U)HPC-Betone sind konstruktiv besonders leistungsfähig, haben aber normalerweise eine für den Lärmschutz nachteilige, besonders glatte Oberfläche. Mittels eines von Bau Kunst Erfinden konzipierten Verfahrens, das Teil des Schalungssystems ist, wird erstmalig die (U)HPC Betonoberfläche mit einer akustisch optimierten porösen Oberfläche auf den Innenseiten der Resonanzabsorber versehen.
Ein Teilbereich des Forschungsprojektes ist die Entwicklung von POLA mit sehr hoher Transparenz durch eine abgestimmte Materialkombination von (U)HPC mit Plexiglas. Das POLA-System ist zudem selbsttragend und aufgrund seiner pfostenlosen Konstruktion und kontinuierlichen Struktur nicht nur in der Architektur im Innen- und Fassadenbereich sondern besonders auch für den Einsatz als Lärmschutzwand an Autostraßen und Strecken für den Hochgeschwindigkeitszugverkehr mit hohen Kräften infolge von Druck-Sog-Windeffekten geeignet.
Skulptur
In der Kombination aus Luft und Beton ergeben sich Hohlräume. Jeder Hohlraum hat ein Volumen, in seiner Dreidimensionalität kann ein natürlicher, luftgefüllter Hohlraum skulpturales Material sein. Die Vielzahl kombinierbarer Volumen und variabler Formen führt zu einem unerschöpflichen Spektrum möglicher Körper im Raum. Mit Öffnungen versehen produzieren diese Körper wie in der langen Tradition des Instrumentenbaus genutzt multiple ‘Stimmungen’, sie ‘färben’ den sie umgebenden Raum auf der auditiven, also hörbaren Ebene, es entsteht ein ästhetisch erfahrbarer SONIC SPACE.
Wird die Trennung künstlerischer und funktionaler Areale schließlich unscharf, findet eine Enthierarchisierung wenn nicht sogar Auflösung des Kunstobjekts in eine Art von landschaftlicher Erfahrung statt, ‘in favour of a vivid acoustic topography’. „Thinking of architecture not only as an enclosure of space but as a system of thresholds regulating the repulsion, ingestion, and expulsion of environmental elements, not least of which (is) sound ... (with ears that are) in a constant and productive dialogue with the walls, thresholds, and spaces that surrounded it.“ (1)
(1) Atkinson, Niall (2015). Thinking Through Noise, Building Toward Silence: Creating a Sound Mind and Sound Architecture in the Premodern City. Grey Room 60, Special Issue Acoustic Modernity. MIT Press, Cambridge. Summer 2015. S.12
Laufzeit
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Forschungs- und Projektförderung
Kooperationspartner
- Lothar Beeck GmbH
Team
- David Becker
- Anke Eckardt
- Frederik Ecke
- Max Eschenbach
- Magdalena Hellmann
- Thorsten Klooster
- Heike Klussmann
- Darius Zalzadeh