Baukasten Oderbruch
Steffi Silbermann und die beiden Handwerker Christian Masche (Drechsler) und Sven Ahlhelm (Holzgestalter) entwickeln über das handwerkliche Drechseln von Materialien der Region Oderbruch in Brandenburg unter dem Titel „Baukasten Oderbruch“ neue Ansätze für Verarbeitungswege. Dabei entstehen Objekte mit inhärenter, regionalspezifischer Aura. Unter der Prämisse regionaltypischer Bezüge – Formen aus der Natur, der gebauten Umwelt und der Geschichte – sind so gedrechselte Objekte aus Karamell (bis 1989 gab es im Oderbruch 18 Zuckerfabriken), Erbsensalzteig (Subsistenzgärten gehören zur Landschaft), Bienenwachs, Weide und anderen Materialien entstanden. Gedrechselte Negativformen wurden dann zu Gießformen, in denen gießfähige Ressourcen und Compounds (Odersand, Heu, Pferdehaar, Schlickpulver, Perlmutt, Zucker gemischt mit Bindern wie Wasser, Knochenleim, Tapetenkleister, Beton…) die rotationssymmetrischen Formen abbilden konnten. Als Vorschlag für eine Kleinserie zum Vertrieb im Museumsverkauf wurde der Karamell-Baukasten Bonschi – rotationssymmetrischer Zuckerguss skizziert. Die entstandenen Objekte sind nicht nur ein Abbild der Region, das es bisher nicht gab, sie stehen stellvertretend dafür, Grenzen zu überwinden, Neues zu wagen, neugierig zu forschen sowie offen und aktiv aufeinander zu zugehen.
Workshop: 5.-9. Sept 2016, Ortwig, Drechselmanufaktur Christian Masche
Präsentation: 14. Sept 2016, 16 Uhr, Schmiede Altranft
Ausstellung: 15. Sept – 15. Dez, Schloss Altranft
„Handwerk trifft Design“ ist eine Initiative von Kenneth Anders und Lars Fischer (Freilichtmuseum Altranft) und wird gefördert vom Landkreis Märkisch Oderland.
Bezug zu Salix Regionalis 3D
Das Oderbruch ist mit seiner Topografie eine Region mit klaren Grenzen: niedriger als der Fluss Oder erstreckt es sich neben ihr an der Grenze zu Polen nordöstlich von Berlin in Brandenburg. Im Oderbruch entstand 2009 die grundlegende Idee für das Projekt Salix Regionalis 3D, da Flechtweiden auf den feuchten Böden des tiefen Bruchs besonders gut wachsen, durch das Aussterben des ökonomisch nicht mehr tragfähigen Handwerks aber in Vergessenheit geraten sind und nur noch verwildert im Weg stehen. Doch sind die Weiden als Ressource Teil der Landschaft und regionalen Identität, spiegelt sich also doch nicht mehr in Produkten wieder. Die Entkoppelung von Produktion und landschaftlicher Ressource ist dabei grundsätzlich ein Phänomen: durch globalisierte Warenströme können Rohstoffe global gekauft werden, obwohl sie regional vorhanden sind, wo aber die Nutzungsstrategien überholt, vergessen und unrentabel sind. Neben der Absicht, mit Salix Regionalis 3D eine neue Formsperrholzvariante zu entwickeln stand immer auch die Frage, ob die Grundlage für neue regionale Wirtschaftskreisläufe geschaffen werden kann, indem eine Ressource mit einem ökonomisch tragfähigen Prozess verbunden wird, der außerdem neuartige Produkte erzeugt? Materialentwicklung wird dadurch in direktem Zusammenhang mit Regionalentwicklung gesehen und untersucht.
Über die Ausstellung
- Galerie
- Schloss Altranft
- Ort
- Altranft | Oderbruch | Brandenburg
- Datum