SolarChip
Wie Betonfassaden zu stromproduzierenden Sonnenkollektoren werden
Die Forschungsplattform BAU KUNST ERFINDEN entwickelt in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie und sechs Industriepartnern Fassadenelemente, die in der Lage sind, Solarmodule unterschiedlichster Art und Generationen, auch zukünftiger, noch nicht bekannter Generationen, aufzunehmen.
Die Sonne ist bereits heute eine wichtige Energiequelle und die Photovoltaik wird in Zukunft eine der wichtigsten Stromversorgungstechnologien werden. Gebäude spielen hierin eine wichtige Rolle. Sie agieren zunehmend mit dem Energiesystem und haben das Potential, zu dezentralen Energiezentren zu werden. Das heute in der gebäudeintegrierten Photovoltaik (BIPV) dominierende Material ist die Silizium-Solarzelle. Bekannt sind hier zu Solarmodulen verschaltete Paneele, die sich weitgehend als Aufdach-Solarstromanlage etabliert haben. Solche Anlagen benötigen Platz, der in Ballungszentren nur begrenzt zur Verfügung steht. Weiterhin muss siliziumbasierte Photovoltaik nach Süden ausgerichtet werden, um das Sonnenlicht effektiv nutzen zu können. Da Gebäude- und Paneelgeometrie oft nicht aufeinander abgestimmt sind, entsteht eine additive Ästhetik, die keine gestalterische Einheit mit dem Gebäude erlaubt.
Die BIPV bietet großes Potenzial, auch in Ballungsgebieten verbrauchsnah signifikante Mengen erneuerbarer Energie bereit zu stellen. Gleichzeitig konnte sie bis heute kaum Fuß fassen. Seit 2020 wird aufgrund neuer EU-Vorschriften eine höhere Nutzung von PV an Gebäuden gefordert. Diese Entwicklung wurde in die Richtlinie 2010/31/EU überführt, die hinsichtlich der Gebäudeeffizienz einen nahezu Null-Energie-Gebäude-Standard (NZEBs) bis 2020 anstrebt. Dies wird allein über herkömmliche PV-Anlagen auf Dächern aufgrund der ungünstigen Relation von Gebäudeenergiebedarf und der zur Verfügung stehenden Dachflächen nicht umzusetzen sein. Fassaden bieten demgegenüber enorme Flächen zur potenziellen Energieerzeugung. Sie sind für dezentrale PV-Stromerzeugung in Siedlungs- und Ballungsgebieten geeignet.
Deshalb bedarf es grundlegender Entwicklungsarbeit, wie sich PV-Technologie mit ihren schnellen Entwicklungszyklen mit tragfähigen Baustoffen von langer Lebensdauer verbinden lässt, um das große Potential von BIPV zu erschließen. Die Entwicklung von PV-Zellen hat eine rasante Geschwindigkeit, und Beton ist weltweit vor allem in Ballungszentren einer der meisteingesetzten Baustoffe. So wird die Gebäudehülle als wichtige energieerzeugende Fläche erschlossen.
Auf den Grundlagen von „DysCrete / DssCrete“ konnte die Grundidee inzwischen auf ihrem Weg von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung zur architektonischen Umsetzung entscheidend weiterentwickelt werden. Um der dynamischen Entwicklung neuer Schichtsysteme (wie DSSC, ssDSC, OPV, CIGS, Perowskit, Tandemzellen sowie modifzierte Siliziumzellen) und den relativ langen Entwicklungszyklen in der Bauindustrie und den Bauprozessen zu begegnen, arbeitet Bau Kunst Erfnden in einer Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie, Dr. Björn Rau und einem Konsortium aus Industriepartnern (Schwab-Stein GmbH, RECKLI GmbH, fscherwerke GmbH & Co. KG, AEconversion GmbH & Co. KG, GES Gebäude- Energiesysteme GmbH) aktuell an dem System „SolarChip“.
„SolarChip“ versucht die kurzen Entwicklungszyklen in der Photovoltaik mit den langen Entwicklungszyklen im Bauwesen sinnvoll zu synchronisieren, indem neuartige, Fassadenelemente entwickelt werden, die in der Lage sind Solarelemente unterschiedlichster Art und Generationen, auch zukünftiger, noch nicht bekannter Generationen, aufzunehmen.
Laufzeit
Forschungs- und Projektförderung
Kooperationspartner
- Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
- Reckli GmbH
- Schwab-Stein GmbH
- fischerwerke GmbH & Co. KG
- AEconversion GmbH & Co. KG